Immer noch Nazi-Raubkunst in Thüringer Sammlungen
In den Kunstsammlungen und Bibliotheken in Thüringen schlummern auch heute noch Bücher und Kunstgegenstände, die während der Nazi-Zeit Juden und anderen NS-Opfern geraubt oder abgepresst wurden.
Die Direktorin der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena, Sabine Wefers, sagte, in den letzten Jahren seien etwa einzelne Bücher entdeckt worden, bei denen die Herkunft nicht eindeutig dokumentiert war. Deshalb sei der Verdacht aufgekommen, dass sie zur NS-Zeit geraubt wurden. In einigen Fällen sei es auch gelungen, die rechtmäßigen Erben ausfindig zu machen.
In der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz wurden zehn solcher Bücher entdeckt. In den Sammlungen von Schloss Friedenstein in Gotha, des Lindenau Museums in Altenburg und des Museums Schloss Heidecksburg in Rudolstadt wurde in den vergangenen Jahren keine Raubkunst aus der NS-Zeit gefunden.
Experte: Museen sollten Bestände systematisch erforschen
Der Leiter der Berliner Arbeitsstelle für Provenienz-Recherche, Uwe Hartmann, hält es für unwahrscheinlich, dass Sammlungen gänzlich frei von NS-Raubkunst sind. Er ermuntert die Thüringer Museen, ihre Bestände systematisch zu erforschen. Hartmann sagte MDR THÜRINGEN: "Kein Museum und keine Sammlung kann sonst hundertprozentig sicher sein, kein Raubgut zu besitzen". Dafür müsse jedes Objekt einzeln in die Hand genommen und dessen Herkunft auch in Archiven und Auktionsunterlagen geklärt werden.
Laut Hartmann macht das in Thüringen bisher aber nur die Klassik-Stiftung Weimar. Sie sei auch die einzige Thüringer Sammlung, die Kulturgüter mit unklarer Herkunft für die Internet-Datenbank "Lost Arts" gemeldet habe.